1.1 Allgemeine Haltungsanforderungen

Als wechselwarme Tiere sind Amphibien und Reptilien stark von den klimatischen Bedingungen ihrer Umgebung abhängig, weil sie ihre Körpertemperatur nicht konstant halten können. Adäquate Luftfeuchtigkeit, Temperatur, UV-Licht – und alles im richtigen Intervall – sind grundlegende Faktoren für gesunde Tiere. Daneben spielen auch die Grösse und Strukturierung des Geheges sowie die Nahrung und der Umgang mit den Tieren eine wesentliche Rolle.

Nicht zu unterschätzen ist auch die beträchtliche Endgrösse, die manche Arten erreichen können. Auch die finanziellen, zeitlichen und räumlichen Konsequenzen die eine solche Haltung mit sich bringt, müssen im Vorfeld bedacht werden. Einstmals wenige Zentimeter lange Jungtiere wachsen zu stattlichen Exemplaren heran, was die Anschaffung grösserer Terrarien oder Aquaterrarien erforderlich macht. Zudem darf die Kraft und Wehrhaftigkeit einiger Arten nicht unterschätzt werden. Der umfassenden Informationspflicht des Verkäufers kommt auch diesbezüglich grösste Bedeutung zu.

Mittlerweile gibt es ein grosses Angebot an Fachliteratur über die Haltungsbedingungen der häufigsten Terrarientiere. Dennoch sind zu einigen Arten nur vergleichsweise wenige Informationen verfügbar, weil das Verhalten dieser Tiere in freier Wildbahn kaum erforscht ist. Von der Anschaffung solcher Arten ist grundsätzlich abzuraten, weil das Risiko, den Bedürfnissen dieser Tiere durch Unwissen nicht gerecht zu werden, wesentlich höher ist. Ein Informationsaustausch mit langjährigen Haltern und Züchtern dieser Arten und ein Besuch ihrer Terrarienanlagen ist als Informationsquelle vor dem Kauf unerlässlich und auch für alle gut beschriebenen Arten sehr zu empfehlen.

Die Zunahme der Rackhaltung („Schubladenhaltung“) von Schlangen muss aus Tierschutzsicht scharf kritisiert werden. Die Tiere werden einzeln in nahezu strukturlosen Schubladen bzw. Rackboxen von geringer Höhe gehalten. Diese Art der Haltung eignet sich, wenn überhaupt, höchstens kurzfristig für die Aufzucht von Jungtieren, damit die Futteraufnahme besser kontrolliert werden kann bzw. für die Winterruhe und kurzfristige Quarantänemassnahmen. Für adulte Schlangen ist die dauerhafte Rackhaltung gemäss den Mindestmassen in Anhang 2 Tabelle 6 TSchV (PDF) in der Schweiz verboten. Dies gilt auch für adulte Königspythons, welche heute häufig in Racksystemen gehalten werden. Detaillierte Ausführungen zum Thema bietet die gemeinsame Stellungnahme von Tierärzten, Reptilienspezialisten und Tierschutzvereinigungen aus Deutschland zur Haltung von Schlangen in Racksystemen bzw. Schubladen (siehe PDF).
Beteiligt waren der Arbeitskreis 8 (Zoofachhandel und Heimtierhaltung), der  TVT (Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.), der BNA (Bundesverband für fachgerechten Natur- und Artenschutz e. V.), die AG ARK (tierärztliche Arbeitsgemeinschaft  Amphibien- und Reptilienkrankheiten) der DGHT (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V.), die DVG (Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft)-Fachgruppe ZWE (Deutsche Gesellschaft für Zootier-, Wildtier- und Exotenmedizin), der DVG-Fachgruppe Zier-, Zoo- und Wildvögel, Reptilien und Amphibien und die Reptilienauffangstation München e. V.

Bei der Anschaffung eines Terrarientieres sind immer auch die Bedürfnisse allfälliger Futtertiere zu berücksichtigen. Auch sie sind artgerecht zu halten – Lebensbedingungen weit über die tierschutzrechtlichen Mindestbestimmungen hinaus sollten dabei selbstverständlich sein.

Published on 08.07.2014, 8:32:41.
Last updated on 14.08.2014, 7:46:45.
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